12.07.2022

Medienselbstkontrolle in der Arabischen Welt: Sonderausgabe des Journal of Middle East Media (JMEM) ist erschienen

Zwei Forscherinnen des Instituts für Journalistik geben den ersten wissenschaftlichen Überblick der Situation in der Arabischen Welt heraus.

Zum ersten Mal wurde nun ein wissenschaftlicher Überblick über die Lage der Medienselbstkontrolle und -selbstregulierung in arabischen Ländern veröffentlicht und einem globalen Forum in englischer und arabischer Sprache zugänglich gemacht. Mit Prof. Dr. Susanne Fengler und Monika Lengauer sind zwei Wissenschaftlerinnen des Instituts für Journalistik der TU Dortmund die Gastherausgeberinnen des Sonderhefts des Journal of Middle East Media (JMEM). Das JMEM-Themenheft mit dem Titel „Media Accountability in the Arab World“ publiziert nach einer internationalen Peer-Review-Begutachtung sieben Beiträge:

Susanne Fengler und Monika Lengauer leiten das Heft mit Texten zur Grundlagenforschung ein, gefolgt von empirischen Länderstudien zu Marokko, Libyen, Ägypten, Jordanien, Syrien und Libanon.

Im Text von Susanne Fengler wird die Theorie der Media Accountability kritisch reflektiert und in globalen Zusammenhängen interpretiert, vor allem anhand jüngster Forschungsergebnisse aus der arabischen Welt. Der Beitrag von Monika Lengauer verknüpft Media Accountability mit der Professionalisierungstheorie und spiegelt diese in der arabischen hochschulgebundenen Journalistenausbildung.

Für Marokko betonen Abdelmalek El Kadoussi, Bouziane Zaid, und Mohammed Ibahrine die Relevanz der sozialen Medien. Für Libyen zeigt Khaled Gulam auf, dass andauernde bewaffnete Konflikte und politische Unruhen notwendige Reformen verhindern. In Ägypten untersucht Nadia Leihs die journalistische Rezeption von Instrumenten der Media Accountability. Für Jordanien schlussfolgern Philip Madanat and Judith Pies, dass Media Accountability als Begleitphänomen zur Pressefreiheit empfunden wird, während die Autoren für Syrien hervorheben, wie bedeutend verantwortliche Medien in Zeiten von Konflikten sind. Für Libanon zeigen Ayman Georges Mhanna und Karim Safieddine die mangelnde Qualität der offiziellen Körperschaften zur Media Accountability auf, der dynamische Instrumente der Zivilgesellschaft gegenüberstehen.   

Unter den Begriffen Medienselbstkontrolle und Medienselbstregulierung werden Prozesse verstanden, so Fengler, „die Mitglieder der journalistischen Profession selbst anstoßen, um die Qualität ihrer Berichterstattung zu garantieren, zum Beispiel Presseräte, Pressekodizes oder Medienkritik.

Die JMEM-Sonderausgabe folgt dem Ziel, so die Professorin für internationalen Journalismus weiter,  „eine kritische wissenschaftliche Debatte über Medienselbstkontrolle und -selbstregulierung in arabischen Ländern“ anzustoßen und zu fördern. Das JMEM wird herausgegeben von der Arab-US Association for Communication Educators (AUSACE) in der Redaktion von Prof. Dr. Hesham Mesbah, Rollins College, USA, der die “Bedeutung dieser neuen Beiträge zur Dewesternalisierung in der internationalen Kommunikationswissenschaft“ hervorhebt. Der für die arabische Fassung des JMEM verantwortliche Redakteur Prof. Dr. Abdulrahman Al-Shami von der Qatar University, in Doha, Qatar, betont, dass hiermit “ein innovativer globaler Forschungsansatz erstmals in arabischer Sprache vorliegt”.

Das JMEM Themenheft ist der jüngste Meilenstein zur Media Accountability in einer Serie von Forschungsprojekten des Instituts für Journalistik und des Erich Brost Instituts für Internationalen Journalismus an der TU Dortmund.  Mit Blick auf die Arabische Welt liegt der Forschung eine Pilotstudie zugrunde, aus der drei Interventionen hervorgegangen sind (i) Die Media Accountability Online Resource, eine Plattform in Arabisch und Englisch; (ii) Das Arab Journalism Observatory (AJO), das alle Ressourcen auf Arabisch bereithält. (iii) Die Gründung eines Netzwerks zur arabischen Media Accountability, dem neben Universitäten auch NGOs angehören, Vertreter der Medienindustrie und praktizierende Journalisten.

Viele dieser Interventionen und Aktivitäten wurden mit Mitteln des deutschen Auswärtigen Amtes ermöglicht.

Die Online-Ressource ist unter diesen Links als Open Source auf Arabisch und auf Englisch abrufbar.