08.10.2020

Brasilianischer Professor für zwei Semester zu Gast am EBI

Fernando Oliveira Paulino forscht und lehrt bis Juli 2021 am Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus zu Kommunikation und Demokratie.

Fernando Oliveira Paulino

Fernando Oliveira Paulino, Professor am Fachbereich für Kommunikation der Universität Brasília, wird bis Juli 2021 im Rahmen des Projekts „Communication and Democracy: Media Accountability, Public Service Media, Internet Access and the Right to Information in Germany and Brazil“ als Gastprofessor in der Journalistik der TU Dortmund tätig sein. Das Projekt, das von 2020 bis 2023 läuft, wird vom Probral-Programm des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) und CAPES, einem Programm der brasilianischen Förderagentur für Hochschulbildung, unterstützt. An dem Projekt nehmen sowohl  Lehrende als auch Studierende der TU Dortmund, der Universität Brasilia, der staatlichen Universität Sao Paulo und der Bundesuniversität von Santa Catarina teil.

An der Universität Brasília lehrt und forscht Professor Paulino zu Kommunikation und Citizenship und hat bereits mehr als 120 Doktoranden, Masterstudierende, und Bachelorstudierende betreut. Er hat mehr als 50 Journal-Artikel und rund 40 Buchkapitel veröffentlicht sowie 15 Bücher herausgegeben. Paulino ist Direktor für internationale Angelegenheiten der Latin American Association of Communication and Research (ALAIC) und koordiniert innerhalb der ALAIC die Arbeitsgruppe „Ethics, Freedom of Expression and the Right to Communication“. Zudem hat er von 2008 bis 2012 als Ombudsmann für brasilianische öffentliche Radios (EBC) gearbeitet.

Professor Paulino kooperiert bereits seit 2013 mit dem Erich-Brost-Institut und hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Prof. Dr. Susanne Fengler, Leiterin des EBI, und Mitarbeitenden des Instituts einige internationale Symposien, Konferenzen und Studien umgesetzt.

Im Folgenden stellen wir Paulino und seine Tätigkeiten am Erich-Brost-Institut näher vor.

Was wird Ihre Aufgabe am Erich Brost Institut sein, in welchem Bereich werden Sie forschen?

Ich forsche seit 1996 zu den Themen Medien, Demokratie, Citizenship und Medienselbstregulierung. Während meines Aufenthalts am EBI werde ich an Forschungsvorhaben, Seminaren und anderen Aktivitäten mitwirken, die mit diesen Themen zu tun haben.

Im Projekt “Communication and Democracy: Media Accountability, Public Service Media, Internet Access and the Right to Information in Germany and Brazil” beschäftige ich mich hauptsächlich mit den Erfahrungen von Medienselbstregulierung in Bezug auf Struktur, Kosten und Finanzierungsform, Partizipationslevel, Wahrnehmung durch Journalisten und andere Medienschaffende, die Öffentlichkeit und Unternehmer. Desweiteren werde ich die politischen Einflüsse auf Medienselbstregulierung analysieren. Meine Forschungsergebnisse werde ich natürlich mit Studierenden, Doktoranden und Mitarbeitenden des Erich-Brost-Instituts und des Instituts für Journalistik teilen.

Im Wintersemester werde ich zudem ein Seminar geben, in dem die Themen Medien und Demokratie in Brasilien diskutiert werden.

Was erhoffen Sie sich noch von Ihrem Aufenthalt in Deutschland?


Ich hoffe natürlich, dass meine Zeit am EBI, in Dortmund und in Deutschlandunsere wissenschaftlichen, kulturellen und menschlichen Beziehungen erweitern wird. Ich hoffe, dass die nächste Monate positive Auswirkungen auf unser Forschungsvorhaben und die Ausbildung von Studierenden und Doktoranden in Deutschland, Brasilien und anderen Ländern, die sich für Kommunikation und Demokratie interessieren,  haben wird. Die momentanen internationalen und nationalen Gegebenheiten führen uns vor Augen, wie wichtig das Thema ist.  
 
In Deutschland sind die wenigsten Menschen mit dem brasilianischen Mediensystem vertraut. Können Sie ein paar Besonderheiten nennen -  und gibt es vielleicht sogar Gemeinsamkeiten zum deutschen Mediensystem?

Seit den 1970er Jahren ist in Brasilien das Fernsehen das vorherrschende Medium, aber seitdem das Internet an Bedeutung gewonnen hat, haben sich auch die Produktion, die Verbreitung und der Zugang zu Inhalten verändert. Das hat allerdings nichts daran geändert, dass es Brasilien eine sehr hohe Medienkonzentration gibt und Medien oft direkte und indirekte Beziehungen zu politischen Gruppierungen haben. Zudem führt der öffentliche Rundfunk ein Schattendasein.
Es gibt aber auch Bedenken, die Brasilien und Deutschland gemeinsam haben, wie zum Beispiel der Einfluss von Social Media auf Politik und Gesellschaft.