Medienselbstregulierung in der arabischen Welt

Pionierforschung zur Medienselbstregulierung in der arabischen Welt: Eine Sonderausgabe des Journal of Middle East Media (JMEM) ist online

Eine bahnbrechende Zusammenstellung von Studien zur Medienselbstregulierung in der arabischen Welt ist in einer Sonderausgabe des Journal of Middle East Media (JMEM) veröffentlicht worden. Die Gastherausgeberinnen Susanne Fengler und Monika Lengauer vom Institut für Journalistik des Erich-Brost-Instituts für Internationalen Journalismus (EBI) der TU Dortmund haben Forscher aus Marokko, Libyen, Ägypten, Jordanien und Syrien in dem von Experten begutachteten JMEM zusammengebracht. Die Sonderausgabe der Zeitschrift soll "eine kritische akademische Debatte über die Selbstregulierung der Medien" in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas anstoßen und fördern, so Susanne Fengler. Der Chefredakteur von JMEM, Prof. Hesham Mesbah, Rollins College, USA, würdigt den "unschätzbaren Beitrag zur Entwestlichung der Wissenschaft im Bereich der Massenkommunikation und der Medienwissenschaft". JMEM wird gleichzeitig auf Arabisch und Englisch veröffentlicht. Der arabische Herausgeber, Prof. Abdulrahman Al-Shami von der Universität Katar, Doha, Katar, weist darauf hin, dass "mit der Medienselbstregulierung ein innovativer Vorschlag die Forschung in arabischer Sprache aufwertet". Das umfassendere Konzept der Medienverantwortung erörtert nichtstaatliche Mittel, die die Medien gegenüber der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig machen, und schließt nicht nur Journalisten, sondern auch Mediennutzer und andere Interessengruppen der Medien in den Prozess des journalistischen Qualitätsmanagements ein.

Die JMEM-Sonderausgabe bietet mit zwei Aufsätzen einen Beitrag zur Grundlagenforschung: Fengler dekonstruiert den theoretischen Ansatz der Medienselbstregulierung und setzt ihre globalen und europäischen Forschungen in Beziehung zu empirischen Arbeiten, die in arabischen Ländern durchgeführt wurden. Mit einem Fokus auf die Journalistenausbildung an arabischen Universitäten betrachtet Lengauer Medienselbstregulierung durch die Theorie der Berufe.

Fünf empirische Fallstudien zeigen unterschiedliche Systeme und Ansätze zur Medienverantwortung im Maghreb und in der Levante auf. Abdelmalek El Kadoussi, Bouziane Zaid und Mohammed Ibahrine stellten fest, dass soziale Medien zu den am meisten geschätzten Instrumenten der Medienselbstregulierung in Marokko gehören. Khaled Gulams Analyse der Medienselbstregulierung in Libyen zeigt, dass die anhaltenden politischen und bewaffneten Konflikte Reformen und neue Gesetze zur Regulierung des Mediensektors behindern. Nadia Leihs untersucht, welche Instrumente der Medienselbstregulierung in den ägyptischen Medien existieren und wie sie von Journalisten wahrgenommen werden. Philip Madanat und Judith Pies betonen, dass Medienfreiheit für die jordanischen Befragten eine Priorität ist und dass sie die Rechenschaftspflicht der Medien als einen begleitenden Prozess betrachten. Ayman Mhanna und Karim Safieddine zeigen auf, dass im Libanon die Qualität der offiziellen Stellen für die Medienselbstregulierung einerseits und die lebendigen nicht-offiziellen MAI andererseits generell schlecht sind. Judith Pies und Philip Madanat unterstreichen aus syrischer Sicht, dass in Zeiten gewaltsamer Konflikte der Bedarf an verantwortungsvollen Medien zunimmt.  

Die abschließende Bewertung der Sonderausgabe besteht darin, wie Fengler vorschlägt, "die Perspektive zu erweitern und die vielen Formen der Medienselbstregulierung jenseits der typisch westlichen Medienverantwortungssysteme zu berücksichtigen". Die Rechenschaftspflicht der Medien in den MENA-Ländern folgt hauptsächlich Modellen, die als "ausländische Geber"-geförderte oder "Mimikry"-Modelle der Medienselbstregulierung bezeichnet werden.

Auf der AUSACE-Konferenz 2022 organisierten Fengler und Lengauer auch eine Podiumsdiskussion zum Thema Medienselbstregulierung in der arabischen Welt mit angesehenen Wissenschaftlern.