20.03.2020

So berichten internationale Medien über die Corona-Krise

Auf der Website des European Journalism Observatory geben Medienexpertinnen und Medienexperten aus aller Welt Einblicke in die Berichterstattung in ihrem Land.

Die Corona-Krise stellt die Welt vor ungeahnte Heraus­forde­rungen. Das gilt für Bevölkerung, Politik, Wirtschaft – und auch für die Medien. Sie spielen eine Schlüsselrolle in der aktuellen Phase der massiven Verunsicherung. Während sich Staaten überall auf der Welt abschotten, ist es von essenzieller Bedeutung, dass die Men­schen darüber informiert bleiben, wie öffentliche Debatten über die Corona-Krise in anderen Ländern verlaufen – damit internationale Kooperation und Verständigung auch und gerade in dem gegenwärtigen Ausnahmezustand möglich bleiben.

Das am Erich-Brost-Institut (EBI) an der TU Dort­mund angesiedelte European Journalism Ob­ser­va­tory (EJO) hat deshalb ein neues Projekt gestartet: Aus allen Kontinenten berichten renommierte Medienforscherinnen und Medienforscher aus dem Netzwerk des EBI über die Lage in ihrem Land.

Von Finnland bis Südafrika, von Brasilien bis Pakistan – wie gehen die Medien, wie geht der Jour­na­lis­mus mit der Krise um? Wie wird in Ländern mit eingeschränkter Pressefreiheit darüber diskutiert, welche Rolle spielen Fake News in anderen Staaten? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Projekts „Global Journalism Ob­ser­va­tory zur Corona-Krise“, das von Journalistik-Professorin Susanne Fengler und EJO-Redaktionsleiterin Tina Bettels-Schwabbauer verantwortet wird.

„Das EBI und das EJO haben durch vielfältige For­schungs­pro­jekte ein weltumfassendes Netzwerk von Medienforschern geschaffen. Dies wollen wir in den Dienst der Men­schen stellen, um in der gegenwärtigen Krise journalistische und wis­sen­schaft­liche Grenzen offen zu halten, für Transparenz und Verständigung über Grenzen hinweg zu werben und ein Zeichen gegen Fake News und Stereotype zu setzen“, sagt Susanne Fengler.

Start mit vier Beiträgen aus Finnland, Großbritannien, Russland und Schweden


Wie Tina Bettels-Schwabbauer erläutert, wird das Projekt parallel auf der deutschsprachigen EJO-Website und auf der Schwester-Website der University of Oxford auf Englisch veröffentlicht.

Das Projekt startete mit vier Beiträgen aus Finnland, Großbritannien, Russland und Schweden. Während finnische Medien einen inter­natio­nalen Ansatz der Bericht­erstattung über die Corona-Krise gewählt haben, wie Journalismusforscher Heikki Heikkilä darlegt, konzentrieren sich die britischen Medien auf die Inkonsequenz der britischen Regierung in punkto Maßnahmen gegen die Pandemie, so David Baines von der Newcastle University. „In Schweden setzen die öffentlich-rechtlichen Medien auf Live-Bericht­erstattung“, sagt der schwedische Medienforscher Torbjörn von Krogh. In Russland dagegen gibt es in den Medien so gut wie keinen Diskurs darüber, ob das Land auf die Pandemie vorbereitet ist oder ob die Behörden genug tun, um die Men­schen zu schützen – die meisten Quellen informieren lediglich über neue Fälle und Maßnahmen, berichtet Svetlana S. Bodrunova, Professorin für Jour­na­lis­mus an der Staatlichen Uni­ver­si­tät Sankt Petersburg.

Es folgen Beiträge aus Ägypten, Brasilien, Pakistan und Südafrika und vielen weiteren Staaten.