03.03.2021

Eine „Road Map“ für mehr Medienfreiheit im arabischen Raum

Das Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus der TU Dortmund stellt eine Pilot-Studie im Auftrag des Auswärtigen Amts vor

Foto: Susanne Fengler

Das Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus der TU Dortmund hat eine Studie zur Lage der Medienverantwortung im arabischen Raum vorgestellt. In vielen arabischen Ländern sind Journalisten und Journalistinnen derzeit extrem unter Druck – seit Beginn der Corona-Pandemie sind in einigen Staaten der Region sogar Zeitungen verboten mit dem Argument, sie würden das Corona-Virus übertragen.

Die Studie untersucht erstmals im Vergleich von neun Ländern die Möglichkeiten arabischer Medienmacher, die Freiheit der Medien durch Instrumente der Selbstkontrolle zu verbessern. Wie professionell sind die Journalisten und Redaktionen in den arabischen Staaten organisiert? Pflegen sie – wie in Deutschland üblich – einen Dialog mit dem Publikum? Haben sie Ethik-Kodizes verabschiedet – um damit staatlicher Zensur den Wind aus den Segeln zu nehmen? Oder haben die politischen Machthaber auch die örtlichen Presseräte „gekapert“ und beuten sie geschickt als Instrument der Medienkontrolle aus?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Studie, die im Rahmen eines Projekts mit dem Auswärtigen Amt entstanden ist. Sie basiert auf Interviews mit rund 100 Medienexperten vor Ort und umfaßt neun Länder. Neben Tunesien, Marokko, Ägypten, Libanon und Jordanien wurden auch schwer zugängliche Staaten wie Syrien, Irak, Libyen und Algerien erfaßt. Geleitet wurde das deutsch-arabische Forscherteam von Prof. Dr. Susanne Fengler und Isabella Kurkowski an der TU.

Die Studie liegt in englischer und arabischer Sprache vor. Anläßlich der Veröffentlichung fand in der vergangenen Woche eine Serie von Online-Konferenzen mit über 200 hochkarätigen Medienexperten aus der arabischen Welt statt. Medienunternehmer, Journalisten, Journalistenverbände, Dozenten, Journalismus-Forscher und Medien-NGOs diskutierten engagiert über die Kernfrage der Studie: Wie lassen sich auch in den politisch sehr restriktiven Staaten der Region mehr Möglichkeiten für Medienselbstverantwortung schaffen? Der Bericht schlägt drei konkrete Schritte vor: Eine E-Learning-Plattform in arabischer Sprache soll künftig Dozenten in der Region Material bereitstellen, um das Thema konsequent in die Journalisten-Ausbildung zu integrieren. Ein pan-arabisches Netzwerk soll Redaktionen der Region verbinden, die sich für Transparenz einsetzen. Und Medienunternehmen müssen in ihrer finanziellen Unabhängigkeit vom Staat gestärkt werden – zumal mit Blick auf die Folgen der Corona-Krise. Prof. Dr. Susanne Fengler und Isabella Kurkowski betonen: „Diese Vorhaben werden wir nun im zweiten Schritt des Projekts systematisch mit unseren arabischen Partnern umsetzen.“ Das EBI hatte bereits in der Vergangenheit erfolgreich ein Netzwerk von Ombudsleuten für tunesische Redaktionen aufgebaut – auch dies war ein Projekt mit Auswärtigen Amt.