Ombudsleute in tunesischen Redaktionen

Mit dem seit 2014 vom Auswärtigen Amt geförderten Projekt Ombudsleute in Tunesien hatte sich das Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus der TU Dortmund zum Ziel gesetzt, führende Redaktionen in Tunesien für das Konzept der Medienselbstverantwortung zu sensibilisieren und Ombudsleute in den Redaktionen zu etablieren: Journalisten sollen in Eigenverantwortung Fehlentwicklungen in der eigenen Branche aufdecken und sanktionieren und auf diese Weise gerade in Zeiten des politischen und medialen Umbruchs das Vertrauen der Öffentlichkeit in einen eigenverantwortlichen Umgang mit den neuen Freiheiten erwerben. 

Mit Abschluss des Projekts im Herbst 2017 waren in Tunesien Vertreter von 24 tunesischen Medienorganisationen über das Konzept informiert und im Rahmen von Workshops und Hospitanzen in Tunesien, Deutschland und Frankreich fortgebildet worden. In Kooperation mit Mena Media Monitoring und der Organization of News Ombudsmen entstand unter anderem ein Handbuch für Ombudsleute auf Arabisch. 

Während 2014 nur eine tunesische Redaktion testweise einen Ombudsmann beschäftigte, arbeiten mittlerweile neun Ombudsmänner und eine Ombudsfrau in Tunesien. Eine Vereinigung der tunesischen Ombudsleute wurde im November unter dem Namen Forum des médiateurs de presse tunisiens gegründet.

Hintergrund: 

Nach Jahrzehnten der Diktatur konnten in Tunesien, von dem 2010 der "Arabische Frühling" ausging, neue Formen eines kritischen und unabhängigen Journalismus entstehen. Bis heute ist die Medienlandschaft des nordafrikanischen Landes im Umbruch. Innere Konflikte und terroristische Anschläge bedrohen das fragile Gleichgewicht in der noch jungen Demokratie.

Doch während die extremen Spannungen in anderen Ländern der Region von Libyen bis in den Irak zu tödlichen Konflikten bis hin zum Bürgerkrieg geführt haben, gilt Tunesien noch immer als positives Beispiel für eine weitgehend friedliche politische Transition und demokratische Konsolidierung. Dies gilt auch für den Indikator Pressefreiheit. Die Etablierung von Medien-Ombudsleuten in den Redaktionen kann diese Entwicklung unterstützen und sichern. Denn als Vermittler zwischen Redaktion und Publikum übernehmen sie die Verantwortung, Beschwerden aus dem Publikum über die Richtigkeit und Ausgewogenheit und ethische Aspekte der Berichterstattung ernst zu nehmen, selber auf Missstände aufmerksam zu machen und in Dialog mit Journalisten zu treten.