Ghana und NRW im Austausch

DORTMUND/ACCRA. Radiojournalisten aus zwei Kontinenten arbeiten gemeinsam zu Umwelt- und Energiethemen, Einblick in die Kultur und das Leben des Partnerlandes inklusive.


Von Dortmund nach Ghana: Die Austauschgruppe am Akosombo Staudamm. Fotos: Caroline Lindekamp

Austausch. Ein Begriff, der mindestens Folgendes beinhaltet: Eine Gruppe aufgeschlossener Menschen sowie unterschiedliche Sichtweisen. Und genau das war die Grundlage für das Projekt "MediaLab CampusXchange”, organisiert von der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), dem Land Nordrhein-Westfalen und der Technischen Universität Dortmund. Acht deutsche Hörfunkjournalisten aus Nordrhein-Westfalen und acht Radiojournalisten von verschiedenen ghanaischen Campus-Radiostationen kamen zusammen, um diesen Begriff – Austausch – mit Leben zu füllen.

Winneba: Gemeinsam erarbeitete die binationale Austauschgruppe fünf Radiosendungen. Zehn Tage lang besuchten die ghanaischen Partner Dortmund, um einen Einblick ins deutsche Mediensystem zu bekommen, während die deutschen Teilnehmer kurze Zeit später ihre Koffer packten, um ihrerseits für zehn Tage nach Ghana zu reisen. Das Ziel der Projekt-Teilnehmer war es, voneinander zu lernen und die eigenen journalistischen Fähigkeiten auszubauen. Das Ergebnis des Programms: Fünf Radio-Live-Shows, von denen eine beim Dortmunder Campusradio eldoradio* und vier von ghanaischen Campusradiosendern ausgestrahlt wurden. Die Sendungen beinhalteten verschiedene Radio-Reportagen, Features und Interviews, produziert von deutsch-ghanaischen Zweierteams.

Nachrichtenkonferenz in Winneba: Die Guppe plant die nächste Sendung.

Die Beiträge hatten allesamt Umweltthemen im Fokus. Die jungen Reporter beschrieben zum Beispiel die lange Reise eine Fernsehers, die in einem deutschen Wohnzimmer startet und in einem afrikanischen Second-Hand-Laden endet. Sie widmeten sich dem Thema Konsum: Dem Konsum von Energie zum Beispiel – und sie verglichen, wie Ghanaer und Deutsche mit der Ressource Wasser umgehen. Außerdem fragten die Journalisten: Wie gehen die Regierungen der beiden Länder mit dem Recyceln von Müll um? Welche Anstrengungen unternehmen Deutschland als auch Ghana, um umweltfreundliche Energie herzustellen

Doch das primäre Ziel des „MediaLab CampusXchange“ war es nicht, Radiobeiträge und Sendungen zu produzieren. Allem voran ging es um den Austausch von Erfahrung. Während des Besuchs in Deutschland absolvierten die Teilnehmer Fortbildungen wie „train-the-trainer-Kurse“ um darauf vorbereitet zu sein, was sie in Ghana erwarten würde. Dort planten und gaben sie gemeinsam Workshops, beispielsweise zu den Themen Audioschnitt und Radioformate. Während dieser Workshops wurde gemeinsam daran gearbeitet, die ghanaischen Studenten, die allesamt Radiomacher bei Campusradiostationen sind, in journalistischer Theorie und Praxis zu unterstützen und weiterzubilden.

Deutscher Schnee und ghanaische Hitze

Das Austauschprogramm stand im Zeichen kulturellen Austauschs und bot den Teilnehmern die Möglichkeit, Einblick in ein bis dahin völlig fremdes Land zu erhalten. Während des Deutschlandbesuches konnten die Ghanaer zum Beispiel dem NRW-Landtag einen Besuch zu abstatten, die Stufen des Kölner Domes erklettern und ein klassisches Dortmunder Heimspiel verfolgen – denn Dortmund ohne BVB ist eben wie Ruhrpott ohne Currywurst. Während viele der ghanaischen Partner in Deutschland die ersten Schneeflocken ihres Lebens zu Gesicht bekamen und sich dennoch nicht recht mit den frostigen Temperaturen des deutschen Winters anfreunden konnten, wurden die Deutschen Radiomacher im Gegenzug in Ghana mit der sengenden westafrikanischen Hitze konfrontiert.

Accra, Winneba, Cape Coast, Kumasi – alle diese Städte lagen auf der Route der Journalisten und hinterließen bleibenden Eindruck. Natürlich galt die Reise nach Ghana nicht nur den Touristenattraktionen des Landes. Der Besuch Ghanas größter Müllhalde, der Acosombo-Damm, wo der Großteil der ghanaischen Energie produziert wird, die Folgen der von illegalem Abbau von Sand – alle diese Aspekte sensibilisierten die Gruppe für die Probleme und die Herausforderungen mit denen Ghana konfrontiert ist.

Gemeinsam Radio machen, sich gemeinsam fortbilden, gemeinsam neue Perspektiven entdecken – „MediaLab CampusXchange“ war ein Ausnahmeprojekt, das junge Journalisten zweier Länder zusammengeführt hat. Ein Ausnahmeprojekt, das bewiesen hat, dass Radio definitiv das Potenzial hat, zu vereinen