Erich Brost – Der Journalist und Politiker

Erich Brost (1903-1995)

Erich Brost – der Name steht nicht nur für den Gründer der größten deutschen Regionalzeitung, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Der Name steht vor allem für eins der größten politischen Ziele der Nachkriegszeit: Die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland. Diesem Ziel fühlte sich Erich Brost Zeit seines Lebens verpflichtet, nicht nur politisch, sondern auch in seiner Rolle als Journalist.

Erich Brost wurde 1903 in Elbing geboren. Sein Vater war Mechaniker in einer Schiffswerft, seine Mutter arbeitete als Schneiderin. 1915 zog die Familie nach Danzig. Diese Stadt blieb ihm in seinem ganzen Leben ein Stück Heimat. Hier wuchs er auf, ging er zur Schule und absolvierte eine Lehre als Buchhändler. Und in Danzig begannen auch seine politischen Aktivitäten in der Arbeiterbewegung. Als Büchernarr entdeckte er schon in jungen Jahren seine Liebe zum Schreiben und veröffentlichte mit 19 Jahren das erste Mal einen Artikel für die „Danziger Volksstimme“.

Entscheidung für den Journalismus

Als 1933 auch in Danzig die Nationalsozialisten ins Parlament einzogen, kämpfte Erich Brost dennoch für seine Überzeugungen weiter: Er schrieb mutige Leitartikel, ging dafür sogar ins Gefängnis und war gleichzeitig SPD-Abgeordneter im Danziger Volkstag. 1936 wurde die „Danziger Volksstimme“ eingestellt und die SPD in Danzig verboten. Erich Brost ging ins Exil – Polen, Schweden, Finnland waren die Länder, in denen er sich aufhielt und dort seine Kontakte zur SPD intensivierte.

1945 kehrte er nach Deutschland zurück. Hier baute er unter anderem den „German News Service“, aus dem später die Deutsche Presseagentur (dpa) hervorging mit auf. Auch politisch engagierte Erich Brost sich weiter und wurde schließlich Vertreter des SPD-Parteivorstandes. Doch irgendwann musste Erich Brost sich entscheiden: Wollte er Politiker oder Journalist sein? 1947 wurde ihm eine Zeitungslizenz angeboten. Er nahm an und am 3. April 1948 erschien die erste Ausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). „Ich bin immer und in erster Linie Journalist geblieben“, sagte der Verleger Jahre später.

Journalist aus Leidenschaft

Obwohl Erich Brost SPD-Mitglied war, hielt er immer an der Überparteilichkeit der WAZ fest. Seine Hauptmaxime sei es gewesen, „eine Zeitung herauszugeben, die sozial und demokratisch ist, aber nicht gebunden“, sagte er 1995 einmal. Ihm war es wichtig, dass die WAZ nicht nur informiert: „Immer interessant und spritzig und immer leicht lesbar“ sollte sie dabei sein. Oberstes Gebot sei jedoch die strikte Trennung von Kommentar und Information. Das hatte Brost in seiner Zeit in Großbritannien gelernt, als er für die BBC arbeitete.

Sein Beruf als Journalist war seine große Leidenschaft. Noch bis ins hohe Alter kam er seinen Pflichten als Zeitungsverleger täglich nach. Erich Brost verstarb 1995 kurz vor seinem 92. Geburtstag. Er beschrieb sich selbst als einfachen Mann, der nie studiert hatte. Doch für ihn, den Europäer, war es eine Leichtigkeit, sich in fünf oder sechs europäischen Sprachen zu verständigen. Seine Idee des vereinten und ausgesöhnten Europas lebt in der Erich-Brost-Stiftung weiter, die er 1991 gründete. Aus dieser Stiftung ist auch das Erich-Brost-Institut für Journalismus in Europa in Dortmund hervorgegangen. Dieses ist der internationalen Aus- und Fortbildung von Journalisten verpflichtet und widmet sich der Forschung zu Fragen des internationalen Journalismus.